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Unser glutenfreier Haushalt

Meine glutenfreie Küche

Häufig kommt die Frage auf, wie man seinen glutenfreien Haushalt im Zusammenleben mit einem „Nicht-Zöli“ organisiert. Jan hat keine Zöliakie und muss aus gesundheitlichen Gründen auch auf keinerlei Lebensmittel verzichten. Unter Betroffenen war ich oft Teil der Diskussion um die Frage „Leben eure Nicht-Zöli Partner auch glutenfrei?“. Die Antwort aus unserem Haushalt ist ganz klar: Nein, aber!

Typischer Weise gibt es bei uns auch glutenhaltige Brötchen, glutenhaltiges Bier oder auch mal Tortilla Wraps zu finden. Das liegt an verschiedenen Gründen: Erstens habe ich bislang mein Backtalent noch nicht entdeckt. Glutenfreie Brote gelingen mir selten. Gerade unter der Woche fehlte mir bisher immer die Geduld weiter zu versuchen. Daher kaufe ich häufig glutenfreies Brot aus dem Supermarkt. Jedoch sind diese zum einen sehr teuer und schmecken einem Nicht-Zöli häufig auch nur bedingt. Daher kauft Jan eigene Brötchen. Beim Bier ist es ähnlich. Es ist wesentlich teurer als normales Bier. Darüber hinaus ist die Verfügbarkeit in Supermärkten auch begrenzt. Ich trinke auch sehr selten glutenfreies Bier, von daher macht es mir überhaupt nichts aus, wenn Jan das „normale“ Bier kauft.

Aber wie machen wir das mit der Kontamination?

Bei der gemischten Haushaltsführung sind jedoch Organisation und Regeln zur Vermeidung von Kontamination Pflicht. Wir haben hier einen festen Ablauf und eine feste Organisation etabliert. Ich fange mit unserem Farbsystem an: Rot ist die glutenfreie Farbe – primär weil ich rot mag, aber auch weil es eine Signalfarbe ist. Es gibt ein rotes Schneidebrett oder auch einen roten Toaster. Darüberhinaus gibt es eine rote und eine blaue Abwaschbürste (die dazu noch in verschiedenen Behältern lagen – Details siehe im nächsten Absatz). Gelegentlich klebe ich auch rote Punkte auf Lebensmittel, damit es zu keiner Verwechslung kommt. Allerdings hat sich der Anteil an rot markierten Gegenständen deutlich reduziert.

Wir arbeiten hauptsächlich über das glutenfreie Ordnungssystem. Ich habe einen eigenen glutenfreien Lebensmittelschrank (hier stehen Mehle, Brote, Snacks). Wir teilen uns auch einen Schrank. Dort stehen alle verschließbaren glutenfreien Lebensmittel von mir (Brühwürfel, Asiasoßen, etc.). Jan’s Brot liegt immer in einem separaten Fach in seinem eigenen Brotkorb.

Unser Ofen hat zwei Backbleche. Ein glutenfreies und ein glutenhaltiges. Das glutenfreie ist natürlich oberhalb des glutenhaltigen. Wir nutzen keine Umluft, da durch Krümel nach oben gelangen können. 

Wie erwähnt gibt es auch beim Abwaschen eine strikte Trennung. Zwei Behälter mit jeweils Lappen, Schwamm und Abwaschbürste. Denn auch hier lauert die Kontaminationsfalle. Gerade im Lappen sammeln sich gerne einmal Brotkrümel an. Dieses Risiko war mir lange Zeit nicht bewusst. Somit hatte ich oft unerklärliche Beschwerden. 

Gehen wir weiter zum Kühlschrank: Auch hier wird getrennt nach glutenfrei und nicht glutenfrei. Denn auch hier lauern, wie man als Zöli weiß, versteckte Gefahren. Jeder hat seine eigene Butter, eigenen Frischkäse, Käse, etc. Das ist nötig, da Jan glutenhaltige Brötchen isst. Sobald er mit seinem Brotmesser die Butter, den Käse, etc. berührt, besteht die Gefahr von Kontamination, da am Messer Krümel oder Mehl sein könnte. 

Ein weiterer Punkt ist das Brötchenaufschneiden am Frühstückstisch. Wer kennt es nicht, man schneidet das Brötchen oder das Croissant auf und die Krümel spritzen in alle Gegend. Daher wird auch beim Aufschneiden der glutenhaltigen Brötchen auch immer sehr darauf geachtet, es nicht direkt am Frühstückstisch zu schneiden.

Im Alltag ergeben sich hier und da auch noch kleine Abläufe, jedoch sind zunächst einmal die großen Themen beschrieben. Die wichtigste Prämisse in unserem Haushalt ist am Ende immer: Glutenfrei hat Vorrang. 

Meine glutenfreie Küche Teil 2
Roter Toaster und rotes Brett (glutenfrei)

Ist das nicht alles viel zu kompliziert?

Natürlich mag man sich fragen, ob das nicht ein wenig kompliziert ist. Ja, das war es am Anfang. Aber ich bin froh, dass es inzwischen sehr gut funktioniert. So muss Jan nicht auf diese Dinge verzichten. Darüber hinaus hilft es auch, wenn wir Gäste haben. In 95% der Fälle sind diese Gäste auch nicht von Zöliakie betroffen. Das heißt, wenn es einmal Brot oder ähnliches gibt, habe ich bereits die passenden Strukturen im Haushalt. So riskiere ich keine Kontamination für mich.

Bevor ich mit Jan zusammen gezogen bin, habe ich hauptsächlich in Wohngemeinschaften (WGs) gewohnt. Auch dort haben wir keinen reinen glutenfreien Haushalt geführt. Gerade im Zusammenleben mit 4 Personen, die ich zu Beginn kaum kannte, wäre das sehr schwierig gewesen. Man muss sich zu 100% darauf verlassen können, dass jeder auf Kontamination achtet. 

Jedoch verstehe ich auch sehr gut, dass man lieber einen reinen glutenfreien Haushalt führt, wenn es Nicht-Zölis im Hause gibt. Es ist so viel einfacher. Ende Oktober belege ich den Backkurs bei Trudel. Vielleicht werden meine Backfertigkeiten dann endlich besser und dann gibt es eventuell auch kein glutenhaltiges Brot mehr im Haus 🙂 

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