Der Umgang mit Zöliakie und glutenfreier Ernährung in Spanien hat definitiv einen Vorbildcharakter in Europa. Keineswegs möchte ich alles schön reden, denn auch hier gibt es noch viel zu tun. Jedoch beginne ich erst einmal mit dem Positiven.
„Soy celiaca“ – Ich habe Zöliakie ist in Spanien ein Satz, der ernst genommen wird. Nicht nur, dass man mit dem Wort „Celiaca“ etwas anfangen kann, man informiert auch, wie Speisen zubereitet werden und ob es geeignet ist oder nicht. Dadurch fühlte ich mich auch viel wohler, wenn ich meine 10. Frage in einem Restaurant stelle. Die durchgestrichene Ähre (also das glutenfrei Zeichen) kommt einem sehr häufig über den Weg – zum Beispiel haben alle Eistafeln (also Eis am Stiel) das Zeichen neben den jeweiligen Eissorten.
Im kleinsten Dorf habe ich im Supermarkt eine große Auswahl an glutenfreien Produkten gefunden. Wie ihr auch zum Beispiel meinen Barcelona Beiträgen entnehmen könnt, ist die Auswahl zum Auswärtsessen auch schon mitunter sehr groß.
Ein weiterer positiver Aspekt ist das glutenfreie Angebot auch bei Restaurantketten wie Mc Donald’s oder Rodilla (Sandwiches). Natürlich sind das keine kulinarischen Empfehlungen. Jedoch bekommt jeder zwischen durch einmal Hunger und befindet sich gerade vielleicht auch in einer unbekannten Stadt. Somit hat man einen schnell auffindbaren und Zölisicheren Ort zum Speisen.
Zudem sieht man bei glutenfreien Restaurants häufig ein Symbol von der lokalen, nationalen oder europäischen Zöliakiegesellschaft. Sie wurden von der hiesigen Gesellschaft in Bezug auf die Anforderungen der Küche und Inhaltsstoffe zertifiziert. Sind sie einmal zertifiziert, werden sie regelmäßig kontrolliert. Stephanie, aus der Amiette Bakery in Barcelona, hat mir von dem langen und aufwändigen Prozess mit der Europäischen Gesellschaft erzählt. Aber nicht nur 100% glutenfreie Orte werden zertifiziert. Schaut man sich das Restaurant En Ville in Barcelona an, werden auch gemischte Restaurants zertifiziert. Für mich war es immer ein Qualitätssiegel. Sobald ich diese Zertifizierung gesehen habe, konnte ich mir sicher sein, dort unbesorgt speisen zu können.
Wieso ist es „einfacher“ in Spanien als bei uns?
Nun, hier kann ich nur sehr subjektive Vermutungen anstellen und kann keine wirkliche Antwort auf die Frage finden. In Gesprächen mit Restaurantbesitzern und Betroffenen in Spanien wurde mir fast immer gesagt, dass die Anzahl an Zöliakiebetroffenen und Menschen mit einer Glutensensitivität in den letzten Jahren substanziell gestiegen ist. Diese Entwicklung wurde generell für viele Regionen der Welt bereits von ein paar Jahren in einer epidemiologischen Studie bestätigt. Folgt man diesen Zahlen, so sind in Spanien ca. 1% der Bevölkerung, in Deutschland jedoch nur 0,2% der Bevölkerung von Zöliakie betroffen. Dies bezieht nur die diagnostizierten Fälle ein. Hier könnte also ein Grund liegen für eine mögliche vermehrte Beachtung des Themas.
Eine andere Wahrnehmung war das Verständnis zum Thema Zöliakie.
Mein Gefühl war, dass Zöliakie tatsächlich als Erkrankung wahrgenommen wird und seltener als „schick“ oder „Modediät“. Leider konnte ich nicht herausfinden, woher dieses andere Verständnis kommt. Aber ich denke, dass man hier Ansatzpunkte zur Änderung der Wahrnehmung zum Thema Zöliakie finden kann.
Ich werde keine richtige Antwort auf diese Frage erhalten. Jedoch werde ich es als Anregung mit in meinen Alltag nach Deutschland nehmen. Ich habe daraus auch gelernt, wieder mehr über das Thema Zöliakie und Glutenunverträglichkeit mit anderen, mit Fremden, zu reden.
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